Extremste Hitzewellen der letzten Jahrzehnte identifiziert

Der Klimawandel bringt es mit sich, dass Hitzewellen stärker ausfallen. Manch vergangenes Ereignis ist aber medial nicht aufgefallen. Dabei fanden sich darunter einige Extrembeispiele.

Seit Wochen leiden die Menschen in Südasien unter einer starken Hitzewelle, an manchen Tagen erreicht die Lufttemperatur regional an die 50 Grad Celsius. Selbst in den Nächten kühlt es kaum ab, was die Gesundheit belastet und wohl zu zahlreichen Todesfällen führen dürfte. Die Hitzewelle in Indien und Pakistan reiht sich ein in eine Serie von derartigen Extremwetterereignissen: Im Sommer 2021 glühte der Nordwesten der USA und der Westen Kanadas, Anfang 2022 stiegen die Thermometer in Argentinien auf Rekordwerte.

Eine Studie von Vikki Thompson von der University of Bristol und ihrem Team in »Science Advances« hat einige der extremsten Hitzewellen der letzten Jahrzehnte identifiziert, die teilweise medial kaum Beachtung fanden.

Die Temperatur stieg beispielsweise im kanadischen Lytton am 29. Juni 2021 auf 49,6 Grad Celsius und übertraf damit den vorherigen Rekord in der Region um 4,6 Grad Celsius. Der höchste Tagesdurchschnitt lag immer noch bei 39,5 Grad Celsius. Übertrumpft wurde dieses Ereignis jedoch von verschiedenen Hitzewellen, bei denen die Standardabweichung von den Durchschnittstemperaturen der jeweiligen Jahreszeiten noch höher ausfiel als in Kanada.

In Südostasien im April 1998 mit 32,8 Grad Celsius, in Brasilien im November 1985 mit 36,5 Grad Celsius und im Süden der USA im Juli 1980 mit 38,4 Grad Celsius (jeweils Höchsttemperatur) lagen die Werte um teilweise mehr als fünf Einheiten über den vorherigen Spitzenreitern dieser Regionen: beachtliche Sprünge also, auch wenn die Höchsttemperaturen unter denen in Kanada oder aktuell in Südasien blieben.

»Die Hitzewelle im Westen Nordamerikas wird wegen ihrer extremen Folgen in Erinnerung bleiben. Unsere Studie deckt jedoch mehrere größere meteorologische Extreme in den letzten Jahrzehnten auf, von denen einige weitgehend unter dem Radar blieben, wahrscheinlich weil sie in ärmeren Ländern auftraten. Es ist wichtig, den Schweregrad von Hitzewellen anhand der lokalen Temperaturschwankungen zu beurteilen, da sich sowohl der Mensch als auch die natürlichen Ökosysteme an diese anpassen. In Regionen mit geringeren Schwankungen kann daher selbst ein kleineres absolutes Maximum stärkere Auswirkungen haben«, sagt Thompson.

Die Arbeitsgruppe kalkulierte mit ihrem Modell auch, wie sich Hitzewellen mit dem Klimawandel zukünftig entwickeln könnten. »Wir stellten fest, dass extreme Hitzeereignisse im kommenden Jahrhundert wahrscheinlich zunehmen werden, und zwar in gleichem Maß wie die lokale Durchschnittstemperatur«, sagt Thompson. Ein Risiko, vor dem einige Klimaforscher bereits warnten, schließlich gehören starke Hitzewellen zu den gefährlichsten Extremwetterereignissen. Der Sommer 2003 etwa verursachte tausende Tote in Westeuropa, weil es teilweise über Wochen kaum abgekühlt hat.

Die Hitzewelle von 2021 ist das bislang schlimmste Wetterereignis Kanadas mit mehreren hundert Toten. Dazu verschärfte die Hitze die lange Dürre in der Region, die letztlich verheerende Waldbrände verursachte, die kurz nach dem Rekord den Ort Lytton einäscherten.

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